musik ... ist mein (bereits vorgeburtliches) leben, meine mutter war berufsmusikerin eines sehr lauten instrumentes (Käte van Tricht, kirchenorgel) und hat mit mir im bauch bis zu meiner geburt gespielt.
solch ein erleben ist sicherlich prägend, fragt sich nur, in welche richtung.
so war musik zwar immer ein selbstverständlicher bestandteil meines täglichen lebens, allerdings mit der aktivität haperte es und meine begeisterung dem klavier-üben gegenüber hielt sich sehr in grenzen.
warum weiß ich nicht mehr, aber als mitglied einer schülerband (ich versuchte mich am keyboard) wurde plötzlich der bass interessant. dies wurde zu hause wohlwollend betrachtet und ein basslehrer organisiert.
nun, wir ärmsten, der basslehrer und ich: er als mitglied eines philharmonischen orchesters, der sicherlich noch nie etwas von uriah heep und deep purple, ten years after und co. wirklich gehört hatte und ich mit meinem beatle bass sind nicht wirklich klar miteinander gekommen. und so bin ich über die grundlagen von lagenwechsel nicht hinausgekommen und spielte 'nach gehör'. das war es also auch nicht wirklich.
irgendwann bekam ich von irgendjemanden eine gitarre geschenkt. die brücke war kaputt, ich habe einen aluwinkel auf den korpus gesetzt und die - furchtbar harten - stahlsaiten darüber geführt. das hat schon mächtig weh getan, weshalb ich mir dann eine ganz einfache höfner konzertgitarre gekauft habe - ich war doch zu neugierig, wie gitarre funktioniert. wozu gab es grifftabellen, unterricht hatte ich damals nicht.
(diese gitarre habe ich heute immer noch und spiele sie nach langer langer pause wieder auf der bühne.)
immerhin reichte es, um in meinen studienzeiten mit einem freund unplugged für zwei gitarren auf diversen bühnen in berlin zu spielen.
ich versuchte es auch mit einer e-gitarre, eine telecaster von 1979 (unverkäuflich :-) !), aber ich hatte keine ahnung, wie ich mir ihr umgehen mußte, sie ist halt keine konzertgitarre und ich habe es damals nicht gelernt, einen satten blues- und rocksound aus ihr hervorzulocken.
und dann kam der beruf, und damit ging jegliche musikalische aktivität. die instrumente standen immer griffbereit und wurden ab und an gestreichelt, aber für mehr hat es nicht gereicht.
im september 2011 machte ich einen 'zufälligen' besuch bei einem sehr großen musikhändler, ein vergnügen, das ich nie lassen konnte. dort nahm ich im vorübergehen auch einen bass in die hand. fühlte sich gut an. vor allem brauchte es eine weile, bis ich merkte, daß die bünde nur aufgemalt waren, ich auf einem fretless spielte. sollte es das vielleicht sein? sollte ich doch wieder 'back to the roots - back to the deep and ground'? und wann? wie kann ich das mit meinem job vereinbaren?
nicht noch ein instrument kaufen, wenn ich es im endeffekt doch nicht nutze!
es hatten sich aber in meinem leben viele veränderungen ergeben, weitere kündigten sich an und so langsam wurde die frage immer stärker:
wenn nicht jetzt, wann denn dann?
und welches instrument sollte ich spielen? so langsam fing ich auch an zu begreifen, daß e-gitarre nicht 'sanftes streicheln' ist, emotionen auch kraftvoll und häßlich sein können und dürfen.
dann geschahen zwei dinge: ich habe meinen job abgegeben, eine berufung, für die ich gelebt habe, mit allem, was ich geben konnte - und wie schnell ist sie meiner neuen berufung gewichen! das suchen und finden von freunden, mit denen ich gemeinsam auf der bühne stehen und meine freude am leben mit der musik ausstrahlen kann.
es war schwer, als über sechzigjähriger wieder - oder überhaupt - einzusteigen. wie viele auch dumme kommentare habe ich mir angehört: 'das geht ja gar nicht' - wie eng im kopf sind diese menschen.
dann bahnte sich eine sensation an. es entwickelte sich eine band, roughiness, mit der Nick, Jannes und ich nicht nur spaß haben wollten, es sollte ein langfristiges und stetig wachsendes projekt sein.
aber manchmal bestehen hoffnungen nicht vor den herausforderungen des lebens und so entwickelte sich aus der sensation eine platzende seifenblase ... wieder eine berufung, für die ich gelebt habe, mit allem, was ich geben konnte.
war es das nun mit meinem musikalischen er-leben?
nicht, solange noch töne in meinem kopf klingen, nicht, solange sich noch meine gedanken schmetterlingsflügel umbinden.